Formen der Negation



Inhalt

1.Einleitung……………………………………………………….

2.Formen der Negation ………………………………………….

Einfache Negation……………………………………………….

Negation mit „nicht“…………………………………………….

Spezifische Negation………………………………………..

Negations-Pronomina- Adverbien und- Junktoren……………

Konjunktionen und Präpositionen mit verneinenden Aussagen……

Präfixe und Suffixe mit vereinenden Aussagen………………..

Doppelte Verneinung…………………………………………..

Doppelte Verneinung als Bejahung…………………………….

Schlussfolgerung……………………………………………….

Literaturverzeichnis…………………………………………….

 

 

 

 

 

Einleitung

    Unsere Arbeit ist dem Thema“ Die Verneinung in der deutsche Sprache“ gewidmet.

Ich denke es nicht einfach ist, eine Sprache zu lernen. Aber das Erlernen von Fremdsprachen ist sehr interessant. Die Wichtigkeit der Fremdsprachen braucht nicht beweisen zu werden. Sie sind effektiver Informationstrager in der Kommunikation zwischen Landern. Und wer eine Fremdsprache zu lernen beginnt, sollte sich auf allerhand Schwierigkeiten gefasst machen.

     Das Ziel unserer Arbeit ist die Aufklärung der gebrauchlisten  Ausdrucksmöglichkeiten der deutsche Sprache. In unsere Arbeit stellten wir Aufgaben nach folgende Fragen zu antworten:

-         was versteht man unter der Verneinung

-         welche Arten der Negationen gibt es in der deutsche Sprache

-         welche Arten der Verneinung sind verbreitesten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Formen der Negation

Jede Negation erhebt Einspruch gegen eine bestehende Erwartung und setzt diese außer Kraft. Durch den »Erwartungsstopp« wird das Sprach­spiel umorientiert: es ist nun wieder alles offen für neue Bedeutungen und neue Feststellungen. Wir beschreiben daher die allen Negations-Morphemen gemeinsam zugrunde liegende Bedeutung mit dem semanti­schen Merkmal (EINSPRUCH). Zwischen Affirmation und Negation oder -auf der Merkmalebene - zwischen (ZUSPRUCH) und (EINSPRUCH) besteht eine binäre Opposition, derzufolge eine bestehende Erwartung beim Dialogpartner entweder akzeptiert oder angehalten wird.

Wir unterscheiden eine einfache Negation von einer spezifischen Negation.Abschließend wird das Wirken verschiedener Negationsformen in einem

Einfache Negation

Von einer einfachen Negation soll dann die Rede sein, wenn das Nega­tions-Morphem selber keine Hinweise darauf enthält, welche Erwartung durch die Negation gestoppt wird. Das muß der Hörer anderen Hinwei­sen im Kontext oder in der Situation entnehmen. Wir unterscheiden bei der einfachen Negation die freie Form nein (8.2.2.1.1) von der gebunde­nen Form nicht (8.2.2.1.2).

Die abgeschwächte Negation kaum kann sowohl frei als auch gebunden gebraucht werden:

/interessiert dich das überhaupt? -t- kaum/

Das Negations-Morphem nein, das zu dem Affirmations-Morphem ./a^in
binärer Opposition steht, ist eine freie Form, die nicht in~eine Verbal-
~kTammer_ eingebunden wir<j7p_aJLes_sichJ)ei diesem Morphem um eine
T"ormder einfachen, nicht-spezifizierten Negation handelt, kann man
daran "erBnneiw-daß der mit nein ausg£^prQchene_Erwartungsstopp "
fallweise auf ein einzelnes Sprachzeichen, auf eine Prädikation oder auf
die komplexe Vorinformation eines ^ganzen Textes oder einer Situation
bezogen sein kann. Beispiele:             

/Paß? -h nein/

/besitzen Sie einen gültigen Reisepaß? ■*■ nein/

(Situation: jemand kommt zum Einwohnermeldeamt und sieht dort eine unerträglich lange Schlange von Menschen, die alle einen Paß haben wollen) / nein!/

Wie das Sprach- und Handlungsspiel nun jeweils weitergeht, wird von
der Negation her nicht gesteuert; klar ist nur, daß jemand seine Erwar­
tungen ändern und sie an eine Situation anpassen muß, die anders als
erwartet ausgefallen ist.              ■ -

Am häufigsten reagiert man mit nein auf eine Geltungsfrage, eine Auf­forderung oder auch eine Feststellung, die eine inadäquate Erwartung enthalten:

/haben Sie schon ein Visum? -=- nein/

/besorgen Sie sich unbedingt ein Visum! ~ nein, ich reise nach Tunesien/

/da braucht man wahrscheinlich auch ein Visum -h nein, da kann man als Deutscher ohne Visum einreisen/

Verstärkende und zugleich in verschiedenem Sinne nuancierende Parti­keln vor nein sind: oh nein!, ach nein!, aber nein!.

Ist die in einer Frage, einer Aufforderung oder einer Feststellung ausge­drückte Vorinformation selber bereits mit einer Negation versehen, so bestätigt das Morphem nein die voraufgehende Negation:

/es ist also nicht nötig, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen? -=-(aber) nein (, das ist nicht nötig)/

nicht)/ /es ist noch nichts definitiv entschieden + nein/

Zur nochmaligen Negation einer bereits negierten Vorinformation und damit zur Affirmation verwendet man allerdings das Affirmations-Mor­phem doch. Zum Vergleich:

 

 

In bestimmten Fällen kann nein auch dazu dienen, eine Korrektur des Sprechers anzuzeigen und gleichzeitig die Erwartung des Hörers in bezug auf die Geltung einer Feststellung zu korrigieren. In diesem Fall steht nein nach einem Äußerungsabbruch und vor einem Neuansatz; in der nachfolgenden Äußerung wird dann das zutreffende Sprachzeichen eingesetzt:

/ich versichere Ihnen, daß ich den Antrag schon am 17. März, (ach) nein,
am 16. März gestellt habe/              S

Auch in der Verwendung von nein vor einem Ausruf drückt der Sprecher aus, daß er seine bisherige Erwartung korrigiert. Hier besteht die Kor­rektur allerdings lediglich in einem Überbieten der Sprechererwartung.

/nein, das ist ja unerhört!/

/nein, das hätte ich von Ihnen nicht gedacht!/

Als stärkere Varianten von nein kann man auch die Negations-Mor­pheme keineswegs, keinesfalls und auf keinen Fall gebrauchen. Hinzu kommt noch als archaische und heute fast nur noch mit leicht komischer Konnotation gebrauchte Form mitnichten.

8.2.2.1.2   Negation mit nicht

Das Morphem nicht ist das häufigste Negationszeichen der deutschen Sprache. Es ist ein gebundenes Morphem und wird normalerweise in Verbindung mit einem Verb gebraucht:

 

 

Die Negation nicht ist in diesem Beispiel in die Verbalklammer eingebun­den und erstreckt ihren Wirkungsbereich (Skopus) auf die gesamte Klammer mit ihren drei Feldern. Sie ist eine »Satznegation« (genauer: Verbalklammer-Negation). Das besagt folgendes: Der Sprecher nimmt beim Hörer eine bestimmte Erwartung an, derzufolge die Presse heute wohl über den Prozeß berichten wird. Eben dieser Erwartung verleiht der Sprecher selber Worte und äußert sie in Form einer Feststellung, deren Geltung jedoch durch die in sie eingebundene Negation nicht auf der Stelle außer Kraft gesetzt wird. Das ist der Erwartungsstopp, den die Negation bewirkt. Weitere semantische Instruktionen enthält die Nega­tion nicht; insbesondere gibt sie selber keine positiven Informationen über das Verhalten der Presse.

Die Stellungsbedingungen der Negation nicht lassen sich in der folgen­den Regel zusammenfassen: Die Negation nicht steht in der Verbalklam­mer unmittelbar vor dem Nachverb oder, sofern vorhanden, vor den auffälligen (rhematischen) Applikaten des Verbs am Ende des Mittelfel­des. Beispiele:

/der Staatsanwalt hat den Zeugen nicht verhört/

/der Anwalt hat den Angeklagten nicht überzeugend verteidigt/

/der Richter hatte nicht mit dieser überraschenden Beweislage gerechnet/

Im ersten Beispiel steht die Negation nicht unmittelbar vor dem Nach^ verb verhört. Im zweiten Beispiel steht sie vor dem Applikat überzeugend (applikatives Adjektiv). Und im dritten Beispiel findet man die Negation vor dem Adjunkt mit dieser überraschenden Beweislage, das in applikati-ver Funktion zu der Verbform hatte - gerechnet gehört. Beide Applikate haben im Informationsprofil der Verbalklammer einen beträchtlichen Auffälligkeitswert (Rhematik).

Hat das Verb mehrere Applikate bei sich, so steht die Negation, je nach dem Informationsprofil, entweder vor oder zwischen diesen Applikaten:

             

 

 

Bei einem einteiligen Verb, das in der Verbalklammer die Stelle des Nachverbs frei läßt, ermittelt man die Stellung der Negation, indem man von dem Verb eine Grammatikaiklammer bildet (etwa mit dem Perfekt oder Futur). Dann ist die oben beschriebene Regel leicht anwendbar, zum Beispiel

Alle übrigen Elemente der Stellungsregel bleiben unverändert in Kraft.

     Abweichungen von der bisher beschriebenen Stellungsregel für die Nega­tion mit nicht sind nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Sie engen dann nämlich den Wirkungsbereich des Negations-Morphems nicht ein und fokussieren den Erwartungsstopp auf dasjenige Sprachzei­chen, dem das Negations-Morphem unmittelbar voraufgeht (»Teilnega­tion«). Häufig kommt dadurch eine scharfe Kontrastopposition zu einer bestehenden Erwartung zum Ausdruck:

/nicht immer muß das Gericht in seinem Urteil dem Antrag der Staats­anwaltschaft folgen/

/der Verteidiger hat nicht umsonst für seinen Mandanten mildernde Um­stände beantragt/

In beiden Beispielen wird durch das (abweichend von der sonst gelten­den Stellungsregel) unmittelbar vorangestellte Negations-Morphem ein Adverb fokussiert. Nur für das Adverb immer im ersten Beispiel und für das Adverb umsonst im zweiten Beispiel gilt jetzt der Erwartungsstopp. Zu beachten ist bei dem ersten Beispiel noch, daß nicht in der Begleitung eines anderen Sprachzeichens, auf das es sich bezieht, durchaus auch im Vorfeld (und im Nachfeld) der Verbalklammer stehen kann.

Die nachfolgenden Beispiele, zur Unterscheidung einander gegenüberge­stellt, haben in der linken Spalte eine einfache Negation in der Stellung vor dem Nachverb, in der rechten Spalte eine kontrastbildende Nega­tion, die jeweils vor der kontrastiv auffälligen Handlungsrolle steht.

 

 

/das Gericht hat dem Antrag der Verteidigung nicht stattgegeben/

/das Gericht hat nicht dem Antrag der Verteidigung stattgegeben, son­dern (oder: wohl aber) dem des Staatsanwalts/

/der Angeklagte wollte den Pflichtverteidiger nicht anhören/

/der Angeklagte wollte nicht den Pflichtverteidiger anhören, sondern nur einen Verteidiger seiner Wahl/

 

 

 

Die korrigierende Fortsetzung in den Beispielen der rechten Spalte ist ein deutliches Indiz für den Kontrastwert der voraufgehenden Negation.

Als Antwort auf eine Geltungsfrage kann statt nein auch nicht gesagt werden, sofern die Negation durch Adverbien erweitert ist, zum Beispiel:

/haben Sie den Angeklagten zur Tatzeit gesehen? -=- absolut nicht (oder: ge-wiß nicht, sicher nicht, natürlich nicht)/

/hat Sie diese Aussage überzeugt? + vielleicht nicht (oder: nicht ganz, nicht unbedingt)/

Negierte Aufforderungen weisen einen Handlungsplan zurück, der beim Hörer zu erwarten ist. Je nach dem Kontext kann es sich dabei um ein Abraten, eine Warnung oder im Extremfall um ein Verbot handeln:

/rufen Sie nicht mit jeder Kleinigkeit die Gerichte an!/ /machen Sie ja [ja:] nicht noch einmal diesen Fehler!/ /vergessen Sie (bitte) diesen Rat nicht!/

Im letzten Beispiel kommt die Endstellung des Negations-Morphems nicht dadurch zustande, daß es sich bei dem Verb vergesse um ein einteili­ges Verb handelt; nicht steht also unmittelbar vor einem Nachverb »Null«.

Verbote mit nicht werden nur dann mit dem Imperativ gebildet, wenn ein erkennbarer Adressat da ist; bei unbestimmten Adressaten, insbeson­dere in administrativen Verboten, steht in der Regel der Infinitiv oder eine verneinte Nominalform.

PRIVATES VERBOT              ÖFFENTLICHES VERBOT

/rauch nicht schon wieder!/              /bitte nicht rauchen! (oder:

Nichtraucher)

Durch negativ gefaßte Geltungsfragen kann ein Sprecher leicht eine affirmative Antwort nahelegen:

/ist das nicht ein klarer Fall von Bestechung? + ja, das ist tatsächlich so/

/sind Sie nicht auch der Meinung, daß manche Zeugen ein schlechtes Ge­dächtnis haben? + ja, das denke ich auch/

Viele Fragen dieser Art sind rhetorische Fragen:

/ist das (denn) nicht unerhört!/

Häufige Verbindungen mit nicht sind:

►   noch nicht; nicht mehr (vgl. 6.4.2.2)

►   (zwar) nicht - aber; nicht - sondern (vgl. 7.5.4)

►   Partikelverbindungen wie nur nicht, bloß nicht, schon gar nicht, erst recht nicht (vgl. 8.1.4)

►   Verbindungen mit Geltungs-Adverbien wie  vielleicht nicht, gewiß nicht, überhaupt nicht, (ganz und)gar nicht (vgl. 6.4.4.1).

Ersetzt werden kann nicht mit verstärkender Wirkung in Feststellungen durch keineswegs und keinesfalls, in Aufforderungen nur durch keines­falls.

Eine Besonderheit ist beim Gebrauch des Negations-Morphems nicht in Verbindung mit den Konjunktionen bis, ehe und bevor zu beachten, wie die folgenden Beispiele zeigen:

 

ABFOLGE BASIS/ADJUNKT

/das Gericht verkündet das Urteil nicht, bevor (nicht) alle Zeugen gehört sind/

ABFOLGE ADJUNKT/BASIS

/bevor nicht alle Zeugen gehört sind, verkündet das Gericht das Urteil nicht/

 

 

 

 

 

Der Vergleich zeigt, daß die Wiederholung des Negations-Morphems nicht bei der Abfolge Basis/Adjunkt unterbleiben kann, bei der Inversion Adjunkt/Basis nicht. Das gleiche gilt für Junktionen mit bis oder ehe.

8.2.2.2   Spezifische Negation

Von spezifischer im Unterschied zu einfacher Negation sprechen wir dann, wenn das Negations-Morphem, zusätzlich zu dem semantischen Merkmal (EINSPRUCH), weitere Bedeutungsmerkmale enthält, aus denen

der Hörer genauere Hinweise auf den Wirkungsbereich (Skopus) des Krwartungsstopps entnehmen kann.

I )as wichtigste der spezifischen Negations-Morpheme ist der Negations-Artikel kein (8.2.2.2.1). Weitere spezifische Negations-Morpheme sind Pronomina, Adverbien und Junktoren (8.2.2.2.2).

(S.2.2.2.1   Der Negations-Artikel kein

Im Unterschied zum anaphorischen Artikel hat der kataphorische Arti­kel eigene Formen für die Negation. Auch für die Nullform des katapho-rischen Artikels gibt es Negations-Artikel als hörbare Lautformen. Der Negations-Artikel hat das folgende Paradigma (in Klammern jeweils die freien, als Pronomina gebrauchten Formen):

 

 

NUMERUS

 

SINGULAR

 

PLURAL

GENUS

KASUS^

MASKULIN

NEUTRUM

FEMININ

GENUS­NEUTRAL

NOMINATIV

kein (keiner)

kein (keines/ keins)

keine (keine)

keine (keine)

AKKUSATIV

keinen (keinen)

kein (keines/ keins)

keine (keine)

keine (keine)

DATIV

keinem (keinem)

keinem (keinem)

keiner (keiner)

keinen (keinen)

GENITIV

keines (-)

keines (-)

keiner (-)

keiner (-)

Heispiele zum Vergleich der gebundenen und der freien Formen:

/kein Mensch denkt an mich, wirklich keiner/ /du hast kein Glück, ich habe auch keines/

i )er Negations-Artikel kein hat im Singular die gleichen Flexionsformen wie ein und im Plural sowie numerusneutral die gleichen Flexionsformen wie sein. Nur die flexivlose Form kein im Maskulin/Singular und Neu-l.rum/Singular löst die große Adjektivflexion aus (vgl. 5.2.2).

 

Der Negations-Artikel kein ist ein kataphorischer Artikel. Der Erwar­tungsstopp, der von ihm ausgeht, erstreckt sich folglich auf die Nach­information.

/kein Mensch muß müssen/ (Lessing)

/wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr/ (Rilke)

/trau keinem über dreißig!/ (Volksmund, 1968)

Der Erwartungsstopp, der dem Hörer mit diesen Formen des Negations-Artikels (in den ersten beiden Fällen gebunden, in den letzten beiden frei) bedeutet wird, wehrt Nachinformationen bezüglich Mensch und Haus sowie hinsichtlich aller Personen von über dreißig Jahren ab.

Folgende Besonderheiten sind hinsichtlich des kataphorischen Nega­tions-Artikels zu beachten:

(1)              Wenn ein Nomen ohne Artikel Nachverb ist oder zum Nachverb
gehört, handelt es sich bei dem fehlenden Artikel nicht um die Nullform
des kataphorischen Artikels. Es steht folglich auch in der Regel nicht der
Negations-Artikel kein, sondern das Negations-Morphem nicht:

/er tut Unrecht, sie tut nicht Unrecht/

(2)              In einem Präpositional-Adjunkt, das semantisch fest zum Verb ge­
hört, kann ein Nomen mit kataphorischem Artikel entweder durch einen
Negations-Artikel explizit verneint werden oder durch die Verb-Negation
nicht mitverneint werden. Zur Unterscheidung:

NEGATION DES NOMENS              NEGATION DES VERBS

/sie hat bisher noch mit              /sie hat bisher noch nicht mit

keinem Anwalt gesprochen/              einem Anwalt gesprochen/

(3)              Steht ein Prädikats-Nomen, weil es klassifizierende Bedeutung hat,
affirmativ ohne Artikel, so wird es auch negativ ohne Artikel gebraucht
und mit nicht verneint:

/er ist nicht Rechtsanwalt und Notar, sondern nur Rechtsanwalt/

In diesem Fall kommt jedoch - weniger normgerecht - auch der Nega­tions-Artikel kein vor.

 

(4)              Soll die Negation eines Nomens mit kataphorischem Artikel auffällig
gemacht werden (Rhematisierung), so kann man das Nomen ins Vorfeld
und die Negation nicht ans Ende des Mittelfeldes setzen. Bei dieser
Spreizstellung ist jedoch, sofern das Nomen - im Singular oder Plural -
den Null-Artikel bei sich hat, auch die freie Form des Negations-Artikels
am Ende des Mittelfeldes möglich. Beispiele:

/einen guten Anwalt kann sie sich nicht leisten/

/mildernde Umstände will sie keine beanspruchen, sie will Gerechtigkeit/

(5)              Statt des Negations-Morphems kein kann mit verstärkender Wir­
kung auch die invariante Form keinerlei mit der Bedeutung >keine Art
von< verwendet werden:

/seine Arbeit hat bisher keinerlei Grund zur Beanstandung gegeben/

8.2.2.2.2   Negations-Pronomina, -Adverbien und -Junktoren

Einige Nega,tions-Morpheme mit spezifischer Bedeutung haben den fe­sten Status von Pronomina, Adverbien oder Junktoren. Es sind:

 

NEGATIONS­PRONOMINA

NEGATIONS­ADVERBIEN

NEGATIONS-JUNKTOREN

niemand

nie/niemals

weder - noch

nichts

nirgends/nirgendwo

ebensowenig

 

 

Die Negations-Pronomina beziehen sich auf die Referenzrolle, die Nega­tions-Adverbien auf Zeit und Raum, die Negations-Junktoren auf koordi­nierende Junktionen.

(1) niemand

Unter den drei Gesprächsrollen ist die Referenzrolle die einzige, die sowohl von Personen als auch von Sachen ausgefüllt werden kann. Das Negations-Pronomen niemand hat als Wirkungsbereich (Skopus) diese Referenzrolle, insofern sie - durch die Zufuhr nominaler oder pronomi­naler Referenz - auf Personen festgelegt ist. Diese personale Referenz wird mit einem Erwartungsstopp belegt. Das Negations-Morphem nie­mand ist invariant hinsichtlich des Genus und Numerus, kann aber nach den vier Kasus differenziert werden: niemand/niemanden/niemandem/ niemandes. Im Akkusativ und Dativ werden die Kasusflexive -en und -em jedoch oft weggelassen, in der mündlichen Umgangssprache fast immer. Der Genitiv (niemandes^ Haus) ist selten. Beispiele (frei nach den Grimm­schen Märchen):

/ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß'/ /es gab niemanden) mit so langem Haar wie Rapunzel/ /Schneewittchen wurde an Schönheit von niemand(em) übertroffen/

Das Negations-Morphem niemand steht in kontradiktorischer Opposition zu jemand, in konträrer Opposition zu jeder/alle. In abgeschwächter Negation sagt man kaum jemand. Im Dienste der Fokussierung einer Identität steht (als Negierung von Alterität) niemand anders als.

(2) nichts

Das Negations-Morphem nichts hat als seinen Wirkungsbereich ebenfalls die Referenzrolle, jedoch mit der Spezifik sächlicher Referenz. Alle Sa­chen, die als Referenz für die Referenzrolle in Frage kommen, werden mit einem Erwartungsstopp belegt und abgewehrt. Die Form nichts ist genus-, numerus- und kasusneutral. Umgangssprachlich wird nichts [nicts] auch [nlks] gesprochen und dann gelegentlich nix transkribiert.

/Aschenputtel konnte ihrer Mutter nichts (gesteigert: nichts im Leben) recht machen/

/nichts (gesteigert: nichts auf der Welt) schien unwahrscheinlicher, als daß gerade sie ihren Prinzen finden würde/

Das Negations-Pronomen nichts steht in kontradiktorischer Opposition zu etwas, in konträrer Opposition zu alles. In abgeschwächter Negation sagt man kaum etwas oder fast nichts. Häufig schließt man an nichts ein Adjektiv im Neutrum an (Großschreibung: nichts Neues, nichts Gutes). Nichts als bedeutet soviel wie nur (zum Beispiel: nichts als Verdruß).

(3) nie/niemals

Das Negations-Adverb nie (erweiterte Variante niemals für ein höheres Stilregister) richtet seinen Erwartungsstopp gegen alle temporalen Be­stimmungen, seien sie nun durch Adverbien (heute, jetzt) oder durch temporale Adjunkte (am Morgen, wenn der Hahn kräht) ausgedrückt.

 

Abgesehen von der angegebenen Variante ist das temporale Negations-Adverb invariant.

/alle meinten, Dornröschen würde nie (oder: niemals) wieder aus ihrem Schlaf aufwachen/

/Dornröschen ist aufgewacht -=- das hätte ich nie (im Leben) gedacht!/

Außer der Verstärkung nie im Leben ist auch mit verstärkender Bedeu­tung nie und nimmer gebräuchlich.

In kontradiktorischer Opposition steht den Formen nie/niemals das Paar je/jemals gegenüber, in konträrer Opposition immer. Die erstgenannten Formen finden auch bei abgeschwächter Negation Verwendung: kaum je(mals).

(4)              nirgends, nirgendwo

Zur Negation aller denkbaren Positionen, sie seien adverbial (hier, dort) oder durch Adjunkte (in Italien, wo die Zitronen blühn) ausgedrückt, gebraucht man das Negations-Adverb nirgends mit der Variante nir­gendwo. Die letztere läßt eine Spezifizierung nach der Richtung zu: nirgendwohin/nirgendwoher. Beispiele:

/nirgends findet man so schöne Märchen wie bei den Brüdern Grimm/

/Märchen haben auch ihre Quellen, oder meinst du, Märchen kämen von nirgendwoher?/

Als kontradiktorische Opposition zu nirgends/nirgendwo ist irgendwo zu erwähnen, während in konträrer Opposition dazu überall gebraucht wird. Abgeschwächte Negation: kaum irgendwo.

(5)              weder - noch

Das zweiteilige Negations-Morphem weder - noch ist ein Negations-Junk-tor. Er verneint beide Konjunkte einer urcd-Junktion:

/im wirklichen Leben gibt es weder Hexen noch Feen/

/weder bin ich »einer, der auszog, das Fürchten zu lernen«, noch bin ich ein »Hans im Glück«/

Das letzte Beispiel zeigt den Gebrauch dieses Negations-Junktors bei satzförmigen Konjunkten.

 

Die doppelte Verneinung (siehe auch: Litotes) ist eine rhetorische Figur, in der zwei
Negationen auftreten. In der Linguistik-ist.die doppelte Verneinung eine Verneinung, die aus
zwei miteinander gekoppelten Bestandteilen besteht, von denen jeder einzelne für sich bereits
eine Verneinung darstellt. '^^              L ^Aa

In vielen Sprachen stellt die doppelte Verneinung eine Bekräftigung der Verneinung dar. In der deutschen Sprache (auch in der Umgangssprache) ist sie als Bekräftigung der Verneinung (außer in Dialekten und wenigen festen Redewendungen) praktisch verschwunden und wird als komisch verstanden oder kann den Redner sogar als ungebildet erscheinen lassen. In anderen Sprachen stellt sie in diesem Sinne die normale grammatische Form der Verneinung dar oder ist eine von mehreren normalen Möglichkeiten der Verneinung.

Durch Einfluss der Logik {siehe auch: Negation) bedeutet heute doppelte Verneinung in logischer Hinsicht oft Bejahung und wird entsprechend aufgelöst.

Doppelte Verneinung im Hochdeutschen als Bejahung

Doppelte Verneinung kann im Deutschen im Zusammenhang mit Adjektiven auftauchen:

•         Er ist nicht untalentiert, bedeutet, dass die Bezugsperson Talent hat. Auch in Nebensätzen ist sie gebräuchlich:

•                                  Es ist nicht wahr, dass ich das nicht gesehen habe.

bedeutet, dass der Sprecher das entsprechende Ereignis mitbekommen hat.

•         Er hatte kein Interesse, die Hausaufgaben nicht zu machen, bedeutet, dass der Sprecher die Hausaufgaben sehr wohl machen wollte. Ähnlich gestaltet ist das Beispiel:

•         Nur weil man paranoid ist, bedeutet das ja noch nicht, dass sie nicht trotzdem hinter einem her sein können.

Bei graduellen Begriffen kann die doppelte Verneinung Nuancen ausdrücken. Der Sprecher macht so eine abgeschwächt positive Aussage oder vermeidet, eindeutig Stellung zu beziehen:

•              Ich bin nicht unglücklich, schließt ein: Unglücklich bin ich nicht, aber auch nicht
glücklich.

Bei binären Begriffen ist eine doppelte Verneinung dagegen nicht sinnvoll:

•              Statt Ich bin nicht unschwanger ist allein Ich bin schwangergebräuchlich.



Viele Jugendliche benutzen diese Redewendung, um einer Sache Nachdruck zu verschaffen:

Ich geh heute nicht ins Kino gell.

Dabei findet „gell" anstelle des ursprünglichen „nicht" Verwendung und ist somit der 2. Teil der Verneinung

Die doppelte Verneinung ist eine rhetorische Figur die in vielen Sprachen eine Bekrflftigung der Verneinung darstellt. In der deutschen Sprache (auch in der Umgangssprache) ist sie (aufler in Dialekten ) praktisch verschwunden. In anderen Sprachen stellt sie gegebenenfalls die normale grammatische Form der Verneinung dar oder eine normale Mqglichkeit der Verneinung. Durch Einfluss der Logik ( siehe auch: Negation ) bedeutet heute doppelte Verneinung oft Bejahung

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Doppelte Verneinung in Hochdeutsch als Verneinung

Heute sind Formen wie:

•          Das macht kein Mensch nicht.

•          Ich kenne niemand nicht.             

•          in Hochdeutsch veraltet und werden nicht mehr verwendet aufler zur besonderen Charakterisierung eines Sprechers in wurtlicher Rede.

Doppelte Verneinung bei Fragen

Es gibt eine Regel: Fragen sollte man muajichst positiv formulieren. Antworten auf negativ formulierte Fragen sind oft mehrdeutig oder schlecht zu verstehen.

•          Kommst du mit? ist eine klare Frage.

•          Kommst du nicht mit?

ist nicht das Gegenteil dieser Frage sondern hat zusAtzliche Konnotationen wie zum Beispiel eine vorherhehende Vermutung oder Unterstellung der Partner wbrde ja sowieso nicht mitkommen. Die Antwort mit "ja" oder ist auch nicht ohne weiteres muglich da sie missverstanden werden kann. "Nein!" wbrde von der Logik her bedeuten: "Ich komme mit." In der Umgangssprache heiflt das aber: "Ich komme nicht mit." ich komme nicht mit!" wflre die logisch richtige Antwort die man geben mbsste doch sie ist nicht bblich. Die bbliche Antwort lautet "Nein ich komme nicht mit!" Die bejahende Antwort heiflt dagegen: "Doch ich komme mit."

Doppelte Verneinung in Dialekten

In oberdeutschen Dialekten ist die doppelte Verneinung teilweise Standard.

•              Des macht kaa Mensch net.

Im Plattdeutschen wird die doppelte Verneinung angewendet wenn der Sache Nachdruck verliehen werden soll bzw. als normale grammatische Form:

•              Un daarbm kann daar keen Minsch nich in versupen.




Formen der Negation